Rubber Island: Difference between revisions
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{{Short description|Estate in Giessen, Germany}} |
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{{Dieser Artikel|behandelt ein Stadtviertel in Gießen. Zum gleichnamigen Rettungsboot siehe [[Schlauchboot]].}} |
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[[File:Läufertsröderweg-Leimenkauterweg-Gießen.JPG|thumb|The ''Rubber Island'' in Gießen. Corner of Läufertsröderweg and Leimenkauterweg]] |
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Als '''Gummiinsel''' wird ein Teil der [[Gießen]]er Weststadt bezeichnet. Wegen ihrer Lage in der Nähe der [[Lahn]] mit Überflutungen und des früher größten lokalen Arbeitgebers, der [[Gummi]]fabrik Poppe & Co., wurde das Areal, in dem die [[Fabriksarbeiter]] wohnten, als Gummiinsel bezeichnet. Das Gebiet lag damals isoliert vom Rest der Stadt auf der gegenüberliegenden Seite der Lahn. Auch heute noch lässt sich das Gebiet durch seine bauliche Struktur klar von der übrigen (West)stadt abgrenzen. |
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[[File:Gummiinsel in Gießen.JPG|thumb|The ''Rubber Island'' in Gießen. Brick buildings in the Läufertsröderweg]] |
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'''Rubber Island''' ('''Gummiinsel''') is the nickname of an estate in the western part of [[Gießen|Giessen]] ([[Germany]]). Due to its location close to the [[Lahn River#Marburg-Gießen Lahntal|Lahn river]], and because it was close to the rubber factory Poppe & Co. The area was then isolated from the rest of the city on the opposite side of the Lahn. Even today, the area can be clearly demarcated by its physical structure of the rest of the western city. |
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Das Wohngebiet entstand 1932-39 als Siedlung aus kleinen zweigeschossigen roten [[Backstein]]häuschen ohne Unterkellerung, jeweils mit einem kleinen Vorgarten. Errichtet wurden sie als Notquartiere vor allem für Familien [[jenische]]r Gewerbetreibender – regionale Fremdbezeichnung „Mäckeser“ –, Schausteller, [[Altwarenhändler]] und Nachfahren regionaler [[Sinti]]familien.<ref name="hessenschul">[http://download.region-givb.bildung.hessen.de/region/giessen/schule/giessen/schule_3229/schwerpunkte/Schulprogramm.pdf Download Schulprogramm.pdf]; [http://www.gummi-insel.de/9.html T. Naumann: Die Gummiinsel in Gießen an der Lahn].</ref> |
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== Location == |
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Im späteren Verlauf wurden diese Häuser saniert, teilweise abgerissen, durch Hochhäuser des ''sozialen Wohnungsbaus'' ersetzt und das Wohngebiet zur Weststadt erweitert. Soweit sie noch bestehen, sind sie heute im Besitz der städtischen [[Wohnungsgesellschaft]], der Wohnbau Gießen GmbH. |
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The residential area was built 1932-39 as a settlement of small two-storey red brick houses with no basement, each with a small front yard. They were built within a concept similar to council houses as emergency shelters, especially for families of [[Yeniche people|Yenish]] tradesmen, showmen, scrap merchants, second-hand dealers and descendants of regional [[Sinti]] families.<ref name="hessenschul">[http://download.region-givb.bildung.hessen.de/region/giessen/schule/giessen/schule_3229/schwerpunkte/Schulprogramm.pdf Download Schulprogramm.pdf]; [http://www.gummi-insel.de/9.html T. Naumann: Die Gummiinsel in Gießen an der Lahn] {{webarchive|url=https://web.archive.org/web/20090405142651/http://www.gummi-insel.de/9.html |date=2009-04-05 }}.</ref> |
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Die „Gummiinsel“ galt und gilt als [[sozialer Brennpunkt]]. Der Name des Quartiers hatte einen abschätzigen Klang. Die Bevölkerungsstruktur des Gebiets ist bis heute (Stand: 31. Dezember 2012) gekennzeichnet durch eine hohe Konzentration an einkommensschwachen und sozial benachteiligten Haushalten sowie durch eine große ethnische Vielfalt. |
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Later these houses have been renovated, partially demolished, replaced by high-rise public housing and the residential area to the west city expanded. As far as they still exist, they are now in possession of the [[public–private partnership|municipal-private]] housing company, Wohnbau Gießen GmbH. |
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== Sociology == |
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Die Weststadt zählt ganz wie das ähnlich strukturierte Problemquartier der „Margaretenhütte“ zu den kinderreichsten Stadtteilen Gießens. Der Anteil von Haushalten, die mit Sozialleistungen am Existenzminimum leben, ist sehr hoch. Aufgrund des Wegfalls von Arbeitsplätzen im produzierenden Gewerbe bestehen für die Menschen in der Weststadt nur geringe Chancen auf Erwerbstätigkeit. Für einen Teil der Betroffenen bedeutet dies dauerhafte Arbeitslosigkeit und chronifizierte Armut. In der letzten Zeit gab es einen verstärkten Zuzug von Familien mit Migrationshintergrund. Dies verschärft Integrations- und Toleranzprobleme zwischen eingesessener alter Armut, deklassierter neuer Armut und Migrantengruppen.<ref>Siehe die Aussagen des Magistrats der Stadt Gießen/Soziale Stadterneuerung: [http://www.giessen-staerken.de/fordergebiete.html].</ref> |
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The ''rubber island'' was and still is regarded as a social focal point. The name of the neighborhood had a disparaging tone. The population structure of the area is still (as of 31 December 2012) characterized by a high concentration of low-income and [[socially disadvantaged]] households and by a great ethnic diversity. The percentage of children is higher than in other parts of the town. The proportion of households living on benefits is very high. Due to the elimination of jobs in the manufacturing sector for the people in the western city there are few chances of employment. For part of the person concerned, this means permanent unemployment and persistent [[chronic poverty]]. In recent times, there was an increased influx of families with a migration background. This has intensified integration and tolerance problems between traditional incumbent poverty, substandard poverty and new immigrant groups.<ref>[http://www.giessen-staerken.de/fordergebiete.html Fördergebiete und Lebenslagen in Gießen - Gemeinwesenarbeit vor Ort - Weststadt.] {{webarchive|url=https://web.archive.org/web/20110410085359/http://www.giessen-staerken.de/fordergebiete.html |date=2011-04-10 }}.</ref> |
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Unter dem Einfluss der [[Studentenbewegung]] entstanden Initiativgruppen, die sich um das Elend in diesem Randbezirk kümmerten und vor allem den vielen kinderreichen Familien Unterstützung anboten. [[Gemeinwesenarbeit]] im Stadtteil und umfangreiche Gebäudesanierungen entschärften den sozialen Brennpunkt. Seit Anfang der 1970er Jahre versuchte die Stadt Gießen der fortgesetzten Isolierung und drohenden Verelendung durch städteplanerische Maßnahmen - Zuzug anderer Bevölkerungsgruppen - entgegenzuwirken. Über die Bewohner dieser Quartiers drehte das [[ZDF]] in seiner Reihe [[ZDF.reportage]] einen Film (Titel: ''Deutsche Desperados''). Von den Bewohnern wurde er abgelehnt. Sie sahen sich falsch dargestellt. |
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Under the influence of the student movement emerged citizens' groups, who took care of the misery in this remote district, and offered especially support to the many large families. Community work in the area and extensive building renovations defused the social focus. Since the early 1970s the city tried to apply counter measures to the continued threat of isolation and impoverishment. |
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Die ''Projektgruppe Margaretenhütte e.V.'' leistet seit Anfang der 1970er Jahre in dem Wohngebiet Henriette-Fürth-Straße Gemeinwesenarbeit. Der Verein folgte einer Bürgerinitiative, die sich in den 1960er Jahren aus Bewohnerinnen und Bewohnern, Studentinnen und Studenten und Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Gießen zusammenfand, um die Wohn- und Lebensbedingungen im Brennpunkt grundlegend zu verändern. |
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== Language == |
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Innerhalb der traditionellen Quartierbevölkerung sowohl der Gummiinsel als auch der Margaretenhütte war mindestens bis in die 1980er Jahre ein stark vom [[Romani|Romanes]] geprägter, als [[Manische Sprache|Manisch]] bezeichneter [[Soziolekt]] verbreitet. Heute dürfte das „Manische“ nur mehr in Relikten vorhanden sein und seinen ursprünglichen Charakter als „[[Geheimsprache]]“ weitgehend eingebüßt haben. Mit der Peripherie-Siedlung „Eulenkopf“ (Gießen Nord-Ost) ist ein dritter sozialer Brennpunkt zu nennen, in dem Manisch „geraggert“ (= gesprochen) wird.<ref>Hans-Günther Lerch: ''„Tschü lowi …“. Das Manische in Gießen. Die Geheimsprache einer gesellschaftlichen Randgruppe, ihre Geschichte und ihre soziologischen Hintergründe.'' Gießen 1976.</ref> |
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== Literatur und Medien == |
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* Diakonisches Werk Gießen (Hrsg.): ''Die Weststadt, gruselig und bunt. Ein Beteiligungsprojekt im Rahmen der Gemeinwesenarbeit Gießen-West.'' Gießen 2004. |
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* Hans-Günther Lerch: ''„Tschü lowi “. Das Manische in Gießen. Die Geheimsprache einer gesellschaftlichen Randgruppe, ihre Geschichte und ihre soziologischen Hintergründe.'' Gießen 1976. |
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* Fritz Neuschäfer: ''Die Geschichte der „Jenischen“ und „Manischen“ in Gießen.'' In: Manfred H. Klös (Bearb.): ''Ein Stück Gießener Geschichte.'' Gießen o. J. (1988), S. 51–55. |
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* Marc Wiese (Regie), Heiner Gatzemeier (Red.): ''Deutsche Desperados. Das Dorf der Schrottler, Schausteller und Hausierer.'' 1998. (VHS, 30 Min.) |
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Residents of ''rubber island'' spoke, at least until the 1980s, an unusual dialect within the traditional neighborhood including the close-by estates ''Margaretenhütte'' (Henriette-Fürth-Straße) and ''Owls Head'' (''Eulenkopf''): It was a [[Sociolect]] based on [[Manisch]] and [[Romani language]]. Today the Manisch slang exists only in relics and the [[Cant (language)|cant or cryptolect]] (i.e. secret language) has nearly disappeared. |
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== Einzelnachweise == |
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== References == |
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* [http://www.gummi-insel.de/ gummi-insel.de], private Website zur Gummiinsel |
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* {{KD-Hessen|61547|Gesamtanlage XVIII „Gummiinsel“}} |
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[[Category:Giessen]] |
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[[Category:Romani language]] |
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[[Category:Cant languages]] |
Latest revision as of 17:16, 1 July 2023
Rubber Island (Gummiinsel) is the nickname of an estate in the western part of Giessen (Germany). Due to its location close to the Lahn river, and because it was close to the rubber factory Poppe & Co. The area was then isolated from the rest of the city on the opposite side of the Lahn. Even today, the area can be clearly demarcated by its physical structure of the rest of the western city.
Location
[edit]The residential area was built 1932-39 as a settlement of small two-storey red brick houses with no basement, each with a small front yard. They were built within a concept similar to council houses as emergency shelters, especially for families of Yenish tradesmen, showmen, scrap merchants, second-hand dealers and descendants of regional Sinti families.[1]
Later these houses have been renovated, partially demolished, replaced by high-rise public housing and the residential area to the west city expanded. As far as they still exist, they are now in possession of the municipal-private housing company, Wohnbau Gießen GmbH.
Sociology
[edit]The rubber island was and still is regarded as a social focal point. The name of the neighborhood had a disparaging tone. The population structure of the area is still (as of 31 December 2012) characterized by a high concentration of low-income and socially disadvantaged households and by a great ethnic diversity. The percentage of children is higher than in other parts of the town. The proportion of households living on benefits is very high. Due to the elimination of jobs in the manufacturing sector for the people in the western city there are few chances of employment. For part of the person concerned, this means permanent unemployment and persistent chronic poverty. In recent times, there was an increased influx of families with a migration background. This has intensified integration and tolerance problems between traditional incumbent poverty, substandard poverty and new immigrant groups.[2]
Under the influence of the student movement emerged citizens' groups, who took care of the misery in this remote district, and offered especially support to the many large families. Community work in the area and extensive building renovations defused the social focus. Since the early 1970s the city tried to apply counter measures to the continued threat of isolation and impoverishment.
Language
[edit]Residents of rubber island spoke, at least until the 1980s, an unusual dialect within the traditional neighborhood including the close-by estates Margaretenhütte (Henriette-Fürth-Straße) and Owls Head (Eulenkopf): It was a Sociolect based on Manisch and Romani language. Today the Manisch slang exists only in relics and the cant or cryptolect (i.e. secret language) has nearly disappeared.