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Heuberg Training Area

Coordinates: 48°10′5.12″N 9°1′28.96″E / 48.1680889°N 9.0247111°E / 48.1680889; 9.0247111
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thumb|Wappen des Truppenübungsplatzes Heuberg Der Truppenübungsplatz Heuberg ist ein Truppenübungsplatz (TrÜbPl) der Bundeswehr auf der Gemarkung des Landkreises Sigmaringen und des Zollernalbkreises in Baden-Württemberg. Er war seit der Errichtung im wilhelminischen Kaiserreich stets ein Spiegelbild der deutschen Geschichte.[1]

Geographie

Auf dem Großen Heuberg, einer Hochfläche im Südwesten der Schwäbischen Alb in einer Höhenlage von 800 bis 970 Meter gelegen,[2] wird das Areal von den Ortschaften Albstadt im Norden, Stetten am kalten Markt mit Lager Heuberg und Albkaserne (beide Heer) im Südosten, Schwenningen im Süden und Meßstetten mit der Zollernalb-Kaserne (Luftwaffe mit Luftraumüberwachung) im Nordwesten eingerahmt. Die Mittelgebirgslandschaft zeigt sich hier hügelig und von mehreren Tälern durchschnitten.[3]

Die Kasernenanlagen, der Standortübungsplatz sowie der Truppenübungsplatz Heuberg umfassen rund 47,9 km²[A 1]. Hiervon sind 2.480 ha Übungsfläche, von denen 1.245 ha für Kettenfahrzeuge geeignet sind. Auf die beiden Liegenschaften des Bundeswehrstandorts Stetten am kalten Markt - Lager Heuberg und Albkaserne - entfallen 141,8 Hektar[A 2]. Wobei rund 1620 Hektar auf die Gemarkung der Gemeinde Stetten am kalten Markt[2] und 129 Hektar auf die Gemarkung der Gemeinde Schwenningen[4] entfallen. Die Stadt Meßstetten musste 1909 fast 40 Prozent seiner Gemarkungsfläche an den Reichsfiskus verkaufen.[5]

Er ist der Dreh- und Angelpunkt des im Landkreis Sigmaringen bestehenden Bundeswehrstandorts[6] und der letzte sich in militärischer Nutzung befindliche Truppenübungsplatz Süddeutschlands[7] und steht unter nationaler Verantwortung. Mit zweistelligen Millionenbeträgen wurden Bau- und Erweiterungsmaßnahmen durchgeführt.

Geschichte

Vorgeschichte

Der Truppenübungsplatz Heuberg geht auf die Forderungen des XIV. Badischen Armee-Korps zurück, das im Jahre 1885 sein Bedürfnis nach einem den neuen Anforderungen militärtaktischer Grundsätze genügenden Manöverraum formulierte. Am 1. August 1899 wurde das Großherzogliche Ministerium für Finanzen durch das Generalkommando, mit Sitz in der badischen Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe, über die Anforderungen an einen zukünftigen Truppenübungsplatz in Kenntnis gesetzt. Neben vielen Kriterien sollte sich der zukünftige Truppenübungsplatz nicht in Höhenlage liegen, über einen Eisenbahnanschluss verfügen und möglichst kreisrund anlegbar sein. Die mit der Suche beauftragte Domänendirektion stellte bald fest, dass die Wünsche der Militärs von keinem Kandidaten erfüllt werden konnten.

Im Jahre 1905 wendete sich das Interesse der Behörde dem Heuberg zu. Weil dort sowohl Gelände als auch Erwerb die wenigsten Schwierigkeiten bereiteten, entschied man sich trotz der Tatsache, dass der zukünftige Übungsplatz nur zu einem Drittel auf badischem Gebiet liegen und über keinen Eisenbahnanschluss verfügen würde, für den Heuberg.

Ab dem Jahre 1908 wurden dann die Kaufverhandlungen für das badische[A 3], württembergische[A 4] und preußische[A 5] Gemarkungen[8] eingeleitet, welche sich jedoch noch einige Zeit hinzogen, da nicht alle privaten Verkäufer mit den vom Militär angebotenen Grundstückspreisen einverstanden waren, so dass in einigen Fällen sogar zu Zwangsenteignungen durch den Reichsfiskus kam.[9]

Errichtung und Inbetriebnahme

Ab 1910 konnten die ersten Truppenübungen durch das XIV. Badische Armee-Korps auf dem Heuberg stattfinden, der zu diesem Zeitpunkt jedoch nur teilweise angekauft war. Aufgrund noch fehlender fester Unterkünfte, waren die Soldaten in Zelten oder in Quartieren der umliegenden Gemeinden untergebracht.[9] Zwischen 1912 und 1916 erfolgte auf der Gemarkung von Stetten am kalten Markt der Bau des Lagers Heuberg.[9]

Der Errichtung des Truppenübungsplatz sind mehrere, im 19. Jahrhundert zur Verbesserung der ökonomischen Situation der Bevölkerung in der ehemaligen Herrschaft Straßberg gebaute Aussiedlerhöfe zum Opfer gefallen.[10] Zu nennen sind hier z.B. der Harthof, der Waldhof, Gründen, Sebastiansweiler (Sebastianskapelle) und Weinitz im Hardt.

  • Der Harthof wurde 1840 durch Lorenz Schilling aus Straßberg als Einödhof mit Zisterne auf der Gemarkung Straßberg errichte. Außer 17 Kinder war ihm allerdings kein größerer Reichtum beschieden. Die Überreste des 1910 durch den damalige Besitzer Martin Rieber aufgegeben Hofes wurden von der Truppenübungsplatzkommandantur restauriert.[5]

Erster Halt war auf dem ehemaligen Feldflugplatz auf der Gemarkung Frohnstetten, dem 1936 Sebstiansweiler mit seinen zwei Bauernhöfen und die schon 1625 erstmals erwähnte Sebastianskapelle weichen mussten. Sie fand allerdings auf dem Friedhof von Frohnstetten eine würdige Nachfolgerin.[5]

Nächstes Ziel war der einstige Einödhof Ochsenkopf, der einstmals der Heeresoberförsterei als Domizil diente, bis 1936 ein neues Forstgebäude in Stetten a.k.M. errichtet wurde. Jetzt ist das Bundesforstamt in Meßstetten zuständig, allerdings nicht nur für diesen Platz, sondern für den Bundesbesitz in ganz Süddeutschland.[5]


Die Lenzenhütte oder Glashüttehof auf der Gemarkung Straßberg, wird so genannt, weil dort Lorenz Haug um 1625 eine Glashütte betrieb. Sie wurde allerdings ab 1630 als Bauernhof weiter geführt. Ein stark bemooster Grenzstein von 1599 weist zugleich auf die Grenze zwischen der Herrschaft Straßberg und dem Herzogtum Württemberg hin. Ab 1985 wurden Gewölbekeller und Zisterne unter Leitung des Bundesforstamtes Heuberg ausgegraben, restauriert und ein Biotop eingerichtet. Eine Informationstafel weist außerdem auf die verschiedenen Grundherrschaften hin: das Adlige Damenstift Buchau, die Fürsten von Thurn und Taxis, die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, der Reichsfiskus und in dessen Nachfolge die Bundesrepublik.[5]

Eine besondere Herausforderung stellte die Wasserversorgung der 6.000 übender Soldaten sowie 2.500 Pferden dar.[11] Hierzu erwarb der Reichsmilitärfiskus am 19. Februar 1910 für rund 35 Tausend Reichsmark vom Fürstenhaus Fürstenberg die sogenannte Hammerschmiede, einem alten Eisenhüttenwerk in Thiergarten mit Kanal, Wehranlage und die zwischen Neidingen und Thiergarten gegenüber Falkenstein entspringende Rainbrunnenquelle (Rainquelle)[12]. Nach Abriss der Hammerschmiede entstand an ihrer Stelle eine Pumpstation. Entlang des über 300 Meter höhere liegenden Übungsplatzes entstanden zudem ab 1909 drei Hochbehälter und eine Druckleitung. Im Jahr 1912 wurde ein Elektrizitätswerk errichtet, dass über eine Stromleitung von Thiergarten aus den Übungsplatz mit Strom versorgte.[13]

Im Gewann „Kohltal“, das sich in das Storzinger Tal öffnet, begann man ab 1911 mit der Planung eine Kläranlage, deren Bau zwischen 1912 und 1914 erfolgte. 1914 konnte sie in Betrieb gehen. 1925 wurde Stetten am kalten Markt mit dem westlichen Ortskernteil seit an die Kläranlage angeschlossen, 1981 kam der Ortsteil Glashütte hinzu.[14] Am 31. Oktober 2004 wurde die Schwenninger Kläranlage still gelegt und über Glashütte zur Kläranlage Kohltal gepumpt.[15]

Zum Aufbau und Versorgung des Truppenübungsplatzes wurde 1912 eine Material-Standseilbahn eingeweiht.[16] Von der 2,4 km langen Standseilbahn Kaiseringen die vom Bahnhof in Kaiseringen zur Albhochfläche heraufführte[17] und der auf der Ebene daran anschließenden 1,5 km langen Materialbahn auf dem Truppenübungsplatz[17] finden sich vom Endpunkt noch erkennbare Betonreste.[5] Die 1915 errichtete Bahn lief allerdings auch nach mehreren Umbauten nicht störungsfrei und wurde daher bald aufgegeben.[5] Nach Ende des Ersten Weltkrieges (1914–1918) wurde aufgrund der im Versailler Vertrag geforderten Demilitarisierung der Truppenübungsplatz vorerst nicht mehr militärisch genutzt, die Bahn 1921 stillgelegt und nicht wieder aufgebaut.[17]

Erster und Zweiter Weltkrieg

Im Mai 1914, kurz vor Kriegsbeginn, wurde der Platz eröffnet.[5] Über die Benennung des Truppenübungsplatzes sind im Kriegsministerium in Berlin eingehende Erwägungen angestellt worden. Neben den Vorschlägen wie „Truppenübungsplatz Stetten“ wurde letztendlich die Bezeichnung „Truppenübungsplatz Heuberg“ gewählt und durch den Kriegsminister genehmigt.[9]

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg (1939–1945) war auf dem Übungsplatz auch jeweils ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet worden

Anfang 1933 wurde nördlich des Lager Heubergs unter Nutzung vorhandener Gebäude eines der ersten Konzentrationslager des NS-Regimes errichtet, in dem zeitweise bis zu 2.000 Personen, vor allem politische Regimegegner in „Schutzhaft“ genommen wurden. Nach neun Monaten wurde das Schutzhaftlager Heuberg wieder aufgelöst. Die meisten Häftlinge wurden daraufhin in größere Konzentrationslager, so beispielsweise nach Dachau verlegt.

Im Jahr 1939 wurden zwei Außenfeuerstellungen im Gewann „Wanne“ und „Wachtbühl“ (beide auf Gemarkung Schwenningen) errichtet.[4]

Auf dem Truppenübungsplatz, etwa drei Kilometer vom Lager Heuberg entfernt, fand am 1. März 1945 der weltweit erste bemannte Flug eines senkrecht startenden Raketenflugzeugs statt. Der Pilot kam beim Absturz der Natter ums Leben. Dann ging es zum Startplatz der Natter. Dort fand am 1. März 1945 der erste Start einer bemannten Rakete statt, der allerdings missglückte und mit dem Tod des 23jährigen Luftwaffenoffiziers Lothar Sieber endete. Noch sind die Bodenplatte und der Holzstumpf der Abschussrampe zu sehen.[5] Am 1. März 1945 erfolgte der erste bemannte Flug eines senkrecht startenden Raketenflugzeugs der Geschichte. Die Bachem Ba 349 „Natter“ stürzte ab und der Pilot Lothar Sieber fand den Tod.

Nachkriegsjahre bis heute

Von 1945 bis 1959 stand der Platz unter französischer Verwaltung. Die letzte französische Armeeeinheit rückte 1997 aus dem Lager Heuberg ab.

An der Stelle, wo einst der Waldhof, ein viel besuchtes Ausflugslokal auf dem Gemarkung Kaiseringen, stand, waren auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges Raketen stationiert.[5]

1995 hat die Stadt Meßstetten die Außenfeuerstelle Blumersberg wieder zurückerworben.[5]

Bis um die Jahrtausendwende hauptsächlich für die Panzertruppe genutzt, wird Heuberg heute eine vielfältig genutzt (neben übender Truppe für Grundausbildung Heer, Kampfmittelräumdienst, Feldjäger, Technisches Hilfswerk, Bundespolizei und Polizei, ABC-Abwehr).

Natur- und Landschaftsschutz

Der Truppenübungsplatz besitzt eine für den Naturschutz außerordentlich wichtige landschafts-ökologische Substanz. Seine Fläche gliedern sich in 40 Prozent Waldflächen und 60 Prozent offene Wiesenflächen, zum Teil mit Wacholderheide durchsetzt. Sie sind geprägt durch die traditionelle Wanderschäferei. So konnten sich auf dem Truppenübungsplatz die typischen Kulturlandschaften der vergangenen Jahrhunderte halten bzw. ausbreiten.[2]

Natura 2000-Gebiet

Der Truppenübungsplatz Heuberg ist Natura 2000-Gebiet.[18] Auf dessen Gelände plant die Bundeswehr im Spitalwald den Bau und Ausbau einen neuen und einen bereits vorhandenen Sprengplatz.[19] Es besteht aus einem großen Hauptgebiet, das überwiegend im Truppenübungsplatz Heuberg liegt sowie mehreren kleinen Teilgebieten bei Frohnstetten und südlich Albstadt-Ebingen. Die Gesamtfläche des FFH-Gebietes beträgt 4732 Hektar. Davon liegen 4134 Hektar innerhalb des militärisch genutzten Truppenübungsplatzes. Dieser ist seit 2001 als Vogelschutzgebiet und seit 2005 als FFH-Gebiet geschützt. Für die Schutzwürdigkeit des Gebietes - es eignet sich besonders als Sommerschafweide - von Bedeutung sind insbesondere die artenreichen Kalk-Magerrasen und Wacholderheiden.[20]

Anmerkungen

Einzelnachweise

  1. ^ Gerd Feuerstein: Die Opfer nicht vergessen. SPD-Bundestagskandidatin legt Blumen am Mahnmal beim Truppenübungsplatz nieder. In: Südkurier vom 19. November 2008
  2. ^ a b c Standortprofil Stetten a.k.M., Mai 2007; abgerufen am 7. November 2011
  3. ^ Streitkräftebasis, Truppenübungsplatz Heuberg
  4. ^ a b Chronologie der Gemeinde Schwenningen (Hbg.); abgerufen am 7. November 2011
  5. ^ a b c d e f g h i j k Wilfried Groh: Ein geschichtsträchtiger Ort. Mit Gerhard Deutschmann über den östlichen Teil des Truppenübungsplatzes Heuberg. In: Zollen-Alb Kurier vom 30. August 2009
  6. ^ 5000 Beschäftigte arbeiten in vier Kasernen im Kreis Sigmaringen. In: Südkurier vom 13. Januar 2011
  7. ^ Siegfried Volk: „Wir stehen zur Bundeswehr“. In: Südkurier vom 13. Januar 2011
  8. ^ Vgl. Allgemeine Forst und Jagdzeitung, Band 87, 1911
  9. ^ a b c d Oberleutnant Marcus Klotz, Offizier für Standortangelegenheiten in Stetten a.k.M.: Militär setzt auf den Heuberg (1. Teil). In: Ders.: Serie „100 Jahre Truppenübungsplatz“ in Südkurier vom 25. März 2010
  10. ^ Neun Forscher stellen Untersuchungen zur Landesgeschichte an. Die Beiträge erscheinen in der aktuellen Ausgabe der vom Geschichtsverein herausgegebenen Vierteljahresschrift „Hohenzollerische Heimat“. In: Schwäbische Zeitung vom 7. Juli 2011
  11. ^ Gross: Die Wasserversorgung des Truppenübungsplatzes auf dem Heuberg. In: Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, LVI. Jg. 1913, S. 250–254.
  12. ^ Vgl. Fortschritte der Geologie und Palaeontologie, Ausgabe 16, Der Zusammenhang von Flußlauf und Tektonik, 1926, S. 26 und Geologie von Baden III. Teil, 1918, S. 111.
  13. ^ Wasserkraftwerk Thiergarten, Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW); abgerufen am 7. November 2011
  14. ^ Ursula Mallkowsky (sky): Gemeinsam in die Zukunft. In: Südkurier vom 29. Oktober 2004
  15. ^ Wilfried Koch (wk): "Schwenningen und Stetten sitzen in einem Boot". In: Südkurier vom 5. November 2004
  16. ^ Standseilbahn Kaiseringen; abgerufen am 7. November 2011
  17. ^ a b c Kaiseringen - Truppenübungsplatzes Heuberg; abgerufen am 7. November 2011
  18. ^ Albkaserne. „Natura 2000“ steht im Mittelpunkt. In: Südkurier vom 16. Oktober 2010
  19. ^ CDU sammelt fleißig Unterschriften. In: Südkurier vom 16. Oktober 2010
  20. ^ Kurt Loescher (loe): Experten stellen Natura 2000 vor. In: Südkurier vom 22. Oktober 2010

Literatur

  • Klaus Hörter, Manfred Hensel: Chronik des Truppenübungsplatzes & der Garnison Heuberg bei Stetten am kalten Markt, Gebr. Metz, Tübingen 1980, ISBN 392158017X

48°10′5.12″N 9°1′28.96″E / 48.1680889°N 9.0247111°E / 48.1680889; 9.0247111

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